Eine Berufung für Waisenkinder
Der Beginn
Es sollten noch mehr Gemeinsamkeiten dazukommen. Wir heirateten am 29. April 2007 in der Stadt Jos und hatten bereits zu dieser Zeit die Gewissheit, dass Gott uns eine Berufung gegeben hatten, uns um Waisenkinder zu kümmern.
Ein Puzzleteil des langen Berufungsweges kam durch einen Bibelvers, Klagelieder 4:4:
"Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor Durst,
Die kleinen Kinder bitten um Brot, und es ist niemand da, der es ihnen bricht."
Fünf Monate nach der Hochzeit konnten wir bereits knapp fünf Hektar Buschland in Kisabandi, nahe Jos, kaufen. Es gab dort bis dahin kein Gebäude, nicht einmal Wasser, geschweige denn Strom. Im Mai 2008 sind wir in ein kleines Rundhaus aus Lehmziegeln eingezogen, das wir gebaut hatten. Von dort aus begannen wir den Bau des "House of Refuge". Ausserdem wurde dort 2009 unsere erste Tochter Jairah geboren!
Beide empfanden wir deutlich die Herausforderung von Gott, kein Fundraising zu betreiben, sondern ihm allein zu vertrauen was den Bau des großen Hauses betraf. Stattdessen gab er uns die Verheissung, Menschen zu uns zu bringen, die uns bei dem Bau unterstützen würden. Und so geschah es. Einzelne und Familien aus der ganzen Welt, eine christliche Kommunität (die OJC in Reichelsheim, in der ich 1998/1999 mitgelebt hatte), und eine Stiftung (die Neumayer-Stiftung in Deutschland) kamen uns zu Hilfe. Es dauerte aber bis Ende 2011 bis wir ins große Haus umziehen konnten.
Die Familie wächst von drei auf dreizehn
Ursprünglich hatten wir vor, zwölf Kinder aufzunehmen. Aber es wurde uns bald klar, dass wir mit mehr als zehn, unsere beiden eingeschlossen, nicht als Familie leben können.
Jedes der acht Kinder hat traumatische Erlebnisse gehabt, manche sind verwahrlost gewesen, manche sind mangelernähert, manche krank zu uns gekommen.
Umso schöner ist es für uns zu sehen, wie gut sie sich entwickeln, wie sie heilen und wachsen und bei allen Herausforderungen, die es natürlich gibt, eine grosse Freude sind! Hier dürfen sie erfahren, wie wertvoll jedes von ihnen ist, wie wichtig Gott ihr Leben nimmt und dass es Hoffnung und Zukunft für sie gibt. Sie dürfen Jesus kennenlernen und das Vertrauen wieder aufbauen, das in ihren jungen Leben schon so stark zerstört worden ist.
Die älteren fünf Kinder Ruth, Melody, Noro, Elkanah und Shem (acht, neun, zehn, elf, elf Jahre alt im November 2014) gehen inzwischen in Jos in eine Schule, die Kleinen, Sele, Selnan und Kephas (vier, vier und fünf Jahre alt) in einen Kindergarten. Keines der Kinder konnte englisch sprechen oder lesen/schreiben, als sie zu uns kamen. Sie haben alle seitdem enorme Fortschritte gemacht!
In Nigeria gibt es um die 450 verschiedene Stämme und sogar noch mehr Sprachen. Die Kinder kommen von fünf verschiedenen Stämmen, die meisten sprechen die "lingua franca" des nigerianschen Nordens, Hausa, aber auch ihre eigenen Stammessprachen.
Das tägliche Leben
Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir hatten immer wieder enorme Probleme mit der Wasserversorgung. 2010 hat uns dann die amerikanische Missionsorganisation Back2Back Ministries ein Bohrloch finanziert, und später bekamen wir dafür eine Solarpumpe. Das sogenannte "control panel" dieser Pumpe ging uns letzten Juli kaputt, und wir konnten uns nicht sofort ein neues leisten. So mussten wir aus dem Brunnen Wasser pumpen, was immer wieder viel Zeit in Anspruch nahm. Außerdem ging auch diese Pumpe immer wieder kaputt, es war einfach eine nervenzerrüttende Angelegenheit. Eines Tages schaute Israel in den 8000-Liter-Wassertank, um zu sehen, wie viel Wasser noch da war: Es war gerade noch der Boden bedeckt. Trotzdem haben weitere VIER TAGE im Haus dreizehn Leute gebadet, Wäsche wurde gewaschen, Geschirr gespült etc. und das Wasser floss und floss!!!
Unsere einzigen Nachbarn hier draussen sind vom Stamm der Fulani, einem muslimischen Stamm, der hauptsächlich aus Viehhierten besteht. Leider haben sie einen sehr schlechten Ruf, da sie immer wieder Überfälle mit zahlreichen Morden verüben, sowohl in den Dörfern südlich von Jos (wir sind im Westen von Jos) als auch im Norden Nigerias. Wir haben jetzt über sechs Jahre friedlich Seite an Seite mit ihnen gelebt, kaufen jeden Tag frische Milch von ihnen und der Chief kommt zu uns, um sich mit Israel zu unterhalten. Trotzdem wissen wir, dass unser Vertrauen allein in Gott gegründet sein kann und ist. Die Gewissheit seiner Treue hat uns in all den Jahren immer Frieden gegeben.
Die Kinder dürfen hier bei uns aufwachsen und gross werden wie in einer normalen Familie, ohne dass sie sich Sorgen machen müssen, irgendwann weitergegeben zu werden oder in ein Waisenhaus zu kommen. Wenn sie mit der Schule fertig sind, dürfen sie sich Ausbildungen aussuchen, die ihrem jeweiligen Interesse, ihren Begabungen und Berufungen entsprechen.
So ist der Stand der Dinge hier in Kisabandi am 29.11.2014. Wer Interesse an der Entwicklung dieser grossen Familie hat, kann bei mir unter info@starsministry.de um den Newsletter anfragen, den ich alle 3-4 Monate schreibe!